Alles essen oder was?
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Ein Praxisleitfaden zum Thema „Bewusster Umgang mit Lebensmitteln“ in der außerschulischen Jugendarbeit.
Zum Teil sind Kinder und Jugendliche durchaus wählerisch, was ihre Ernähungsgewohnheiten betrifft. Ökologische Entscheidungskriterien spielen dabei in der Regel eine untergeordnete Rolle. Aber was kann das bedeuten, sich „umweltschonend“ zu ernähren: Alles aufessen? Alles essen, egal was? …oder was?
Genau um dieses „…, oder was?“ geht es in dem Praxisleitfaden für die offene Jugendarbeit, der im Auftrag der Initiative „natürlich weniger Mist“ sowie der MA 22 vom ÖKOBÜRO entwickelt wurde.
Der Praxisleitfaden
Der Praxisleitfaden bietet eine Übersicht über Projektideen zur Bewusstseinsbildung rund um das Thema Essen in Verbindung mit Umweltschutz. Die Zielgruppe für den Leitfaden sind außerschulischen Jugendeinrichtungen, die für die Arbeit mit den Jugendlichen die Projektideen nutzen und beliebig weiterentwickeln können.
Inhaltlich geht der Praxisleitfaden einerseits auf wichtige Hintergründe für die Vermittelung des Themas ein, beispielsweise auf die Ernährungs- und Wegwerfgewohnheiten der ÖsterreicherInnen. Andererseits enthält er pädagogische Ansätze und praktische Tipps, wie ein umweltgerechter Lebensmittelkonsum Kindern und Jugendlichen vermittelt werden kann.
Die pädagogischen Ansätze wurden unter Einbeziehung praxisnaher Erfahrungen durch die Mitwirkung von JugendarbeiterInnen und VertreterInnen aus verschiedenen Umweltorganisationen vom ÖKOBÜRO entwickelt und um Hinweise zu ähnlichen Projekten ergänzt.
Ernährungsgewohnheiten
Betrachtet man die Ernährungs- sowie die Wegwerfgewohnheiten von Lebensmitteln in Österreich, so fallen einige Tendenzen mit negativen Auswirkungen für Gesundheit und Umwelt auf.
- Mahlzeiten werden häufig unregelmäßig, außer Haus und unter Zeitdruck (Fast- Food) eingenommen. Fast 38 % der Schulkinder gehen ohne Frühstück oder maximal einmal pro Woche mit Frühstück vor der Schule aus dem Haus.
- Übergewicht stellt eines der häufigsten Gesundheitsprobleme in Österreich dar und betrifft alle Altersklassen.
- Obst und Gemüse werden zu wenig gegessen, Süßwaren hingegen zu viel.
- Der Konsum tierischer Lebensmittel (ohne Milch) ist zu hoch.
Da der Grundstein für das Ernährungsverhalten als Erwachsener bereits in der Kindheit gelegt wird, sollte Prävention und Bewusstseinsbildung schon sehr früh einsetzen und durch praxisorientierte Maßnahmen ergänzt werden. Idealerweise sollte bei der Ernährung von Kindern und Jugendlichen darauf geachtet werden, dass sie regelmäßig, in ausreichender Menge, mit Freude (und nicht mit Zeitdruck) vielfältige und gesunde Lebensmittel essen. Für die Gesundheit ist ausreichende Bewegung sehr wichtig!
Wegwerfgewohnheiten
In Wien werden rund 40 kg unverbrauchte und auch originalverpackte Lebensmittel oder rund vier volle Einkaufswägen pro Person in einem Jahr weggeworfen – das entspricht für Wien jährlich etwa 70.000 Tonnen oder 11.500 Müllfahrzeugen gefüllt mit Lebensmittelresten! Mit diesen 70.000 Tonnen könnten rund 65 Fußballfeldereinen Meter hoch aufgeschüttet werden.
Zu den anfallenden Küchenabfällen im Haushalt zählen sowohl originalverpackte Lebensmittel als auch teilweise verbrauchte Lebensmittel, Speisereste und Zubereitungsreste an. Studien haben ergeben, dass ältere Personen (über 50 Jahren) weniger Lebensmittel wegwerfen als junge Menschen. Bei Personen mit einem hohen Ausbildungsniveau und Vollzeitbeschäftigung landen mehr Lebensmittel im Müll, was darauf zurückzuführen ist, dass die betroffenen Personen weniger Zeit und Lust für eine sorgfältige Planung haben. Gleichzeitig führt ein hohes Einkommen zu mehr Lebensmittelabfällen, da das Wegwerfen von Lebensmitteln finanziell gesehen eine geringere Bedeutung hat.
Der Verzehr von Lebensmitteln ist mehr als lediglich ein physiologisches menschliches Bedürfnis. Die Auswahl und Aufnahme von Lebensmitteln steht immer auch in Wechselwirkung mit finanziellen und zeitlichen Ressourcen, Geselligkeit, Genuss, Kultur, Religion, Verfügbarkeit, moralischer Verantwortung, situativen Einflüssen und anderen Faktoren. Lebensmittel werden aus den verschiedensten Gründen als Abfall entsorgt.
Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen sollen das Problem bereits an der Ursache bekämpfen. Bezüglich der Ursachen gibt es allerdings leider nur wenige wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse, daher gestaltet sich die Suche nach den Ursachen und daraus abzuleitenden zielführenden Vermeidungsmaßnahmen schwierig.
Untersuchungen deuten allerdings darauf hin, dass nie nur eine Ursache für sich ausschlaggebend ist, sondern dass es meist zu einem Zusammenspiel mehrerer Gründe kommt. Neben sozio-demographischen (z. B. Alter, Ausbildung, Haushaltsform, -größe…) sind auch individuelle (z. B. persönliche Werthaltung), situative (z. B. Sonderangebote, Gerüche,…) und viele andere Einflussfaktoren ausschlaggebend für das tatsächliche Verhalten vom Einkauf bis zur Entsorgung von Lebensmitteln.
Aber auch Wissen ist ein wichtiger Faktor: In früheren Zeiten war das zugehörige Wissen rund um das Lebensmittel, wie Saisonalität, Lager- und Zubereitungsmöglichkeiten sowie Methoden zur Haltbarmachung, ein selbstverständlicher Teil des täglichen Lebens. Heute ist dieses Wissen weitgehend abhanden gekommen.
(Text zitiert Fakten aus Schneider (2009): „Möglichkeiten der Abfallvermeidung im Lebensmittelbereich“, In: Müll und Abfall, 41. Jahrgang, 3/09, S. 113-119)
Weiter Hintergründe, Informationen und Projektideen
für die Bewusstseinsbildung von Kindern und Jugendlichen finden Sie als Download im Praxisleitfaden "Alles essen oder was?"